Wir sitzen hier zusammen und erinnern uns.
"Immer, wenn ich Gero getroffen habe, hat er was Lustiges gesagt. Immer!" sagt Linus. Merle hat noch den großen gelben Stein, den er ihr beim Sommerfest im Kindergarten hinter dem Ohr heraus gezaubert hat. Mir fallen unsere Fahrten von Altona zu den Baubesprechungen mit Sigrid ein, wie er Clara montags oft mit in die Stadt genommen hat, die „Scheiße,-der-Sommer-ist-vorbei-Party“, das Kinderkino am Freitagabend, seine Gartenarbeiten mit Fritz, das "KlonkKlonk" in eurem Hof, wenn er wieder Feldsteine sortiert hat, das Licht, das immer noch spät abends aus seinem Arbeitszimmer kam, sein schräges, neugieriges Lächeln. Ich überlege, wann wir uns zuletzt gesprochen haben und glaube, dass es erst ein paar Wochen her ist. Zu meiner Geburtstagsfeier letztes Jahr hatte er „Apfelersatz“ mitgebracht. Er war genauso alt wie ich.
Wir sitzen hier zusammen und sind fassungslos.
Es gibt sicher einfachere Arten, sich kennen zu lernen, als ein Haus zusammen zu planen, zu bauen und zu bewohnen. Aber wenn ich mir vorstelle, was ihr in den letzten Wochen und Monaten Tür an Tür, Wand an Wand mit uns bewältigt habt, ohne dass wir etwas davon geahnt hätten, dann empfinde ich tiefen Respekt.
Wir sind da.
Hanna, Linus, Merle
